Sonntag, 16. Februar 2014

The address to a trifle


Sweet dreams upon your freckled face,
Fair princess o' the custard-race!
Aboon them a' ye tak your place,
Sponge, Cookies or cakes:
Weel are ye wordy o' a grace
As lang's 1000 gummy snakes.

The dapper glass bowl there ye fill,
Put to mellow on a window sill,
Fresh creams compose your tender frill,
Sweet velvet and silk.
Your complexion is a perfect shill
Like honey and milk.

A spoon is all your lovers need,
To part your flesh like frisky reeds,
And digging fast with growing greed
Arriving at erubescent deeps
They shiver: from your heap
Divine nectar starts to weep.

Then, horn for horn, they stretch an' strive:
Deil tak the hindmaist! on they drive,
Till a' Haggis-swall'd kytes blyve,
Are soothed by your grace;
Auld Guidman no longer like to rive,
Wipes his face.

Is there that o're his Tiramisu
Or doughnut that wad staw a sow,
Or Creme Brulee wad mak her spew
Or sorbet, resembling sleet,
Looks down wi' sneering, scornfu' view
On sic a sweet?

Poor devil! see him ower his trash,
As feckless as a wither'd rash,
His spindle shank, a guid whiplash,
His nieve a nit;
Thro' bloody flood or field to dash,
O how unfit!

But mark the Rustic, trifle fed,
Elysian clouds surround his head,
Divine his strength in barn and bed
A darling of the women fair
A model of a life to be led
Müesli eaters beware!.

Ye Pow'rs wha mak mankind your care,
And dish them out their bill o' fare,
Auld Scotland wants nae skinkin ware
That tastelessly rifles
Through the bowel. Wish her gratefu' prayer,

Gie her a trifle!


Frei nach Robert Burns.

Mittwoch, 12. Februar 2014

The adress to a haggis auf Deutsch - Die Ansprache an einen Haggis

Meine Übertragung nach "The adress to a Haggis", also die "Ode an einen Haggis" oder "Ansprache an einen Haggis" von Robert Burns mit einer Entschuldigung an die Haute Cuisine und alle Nicht-Schotten ^__^

Aber so richtig genießen kann man dieses vor Fett und Testosteron strotzende Gedicht eh nur im Klingonischen Original.

Qapla'!



Leb wohl mit Deinem herzensguten Gesicht,
Du größter Feldherr aller Fleischgericht'!
Der sich über alles erhob:
Magen, Pansen oder Darm.
Dir gebührt gewiss ein Lob,
Lang wie mein Arm.

Die Schüssel füllst du überbordend aus,
Dein Arsch macht sich wie ein Hügel aus,
Dein Holzspieß trüg' ein Mühlenhaus,
Wenn's nötig wär'
Und aus deinen Poren voll des Taus,
Rinnt heller Bernstein hehr.

Wie der Diener nun sein Messer wetzt,
Dich art- und kunstgerecht verletzt,
Dein Inneres an die Sonne setzt,
Wie einen Graben, weil es ihn ergötzt.
Oh, was für ein Anblick bist zu jetzt!
Warm-dampfend, vielgeschätzt!

Dann, Löffel für Löffel setzt man Dir zu
Hol's doch der Teufel, es ist erst Ruh,
Wenn alle Bäuche bis oben zu,
Sind und rund wie ein Tank;
Dann sagt der Gevatter, fett wie 'ne Kuh: Gott sei Dank!

Wer will da noch Ragout aus Frankreich,
Oder Pasta, die 'nem Schweinefras gleicht,
Oder Frikassee, von dem 'ne Sau speit?
Voll Verachtung schaut er immer,
und ganz zu Recht mit Eitelkeit,
Hinab auf diese Art von Dinner.

Armer Teufel! Schau ihn an und seinen Fraß,
Dürr wie ein Hänfling und so blass,
Mit dünnen Beinchen wie ein Has',
Die Faust 'ne Nuß,
Der nicht über's Land kommt, durch's Gras,
Selbst wenn er muss!

Schaut euch unseren Haggis-Esser an,
Die Erde bebt, das ist ein Mann!
Lass ihn nicht ans Messer ran,
Er lässt es zischen
Und schneidet damit Bein' und Arm'
Als würd' er Disteln wischen.

Ihr Mächte, die den Menschen pflegen,
Und ihm den Speiseplan vorlegen,
Stinkefras für's alte Schottland? Von wegen!
Keine Suppen und derlei mehr.
Gewährt uns Gunst auf allen Wegen:
Den Haggis her!



Donnerstag, 6. Februar 2014

Hexen, Heilige & Helden: Die St. Magnus Kathedrale

St Magnus Cathedral ist die Kirche der Stadt, die ihren Namen von einer Kirche hat. 
Kirkwall = nordisch Kirkjuvagr = Kirchenbucht. Gemeint ist aber Olav's Kirk nicht die Kathedrale.
Das ist um einiges schmeichelhafter als zum Beispiel die Bedeutung von Lerwick und manch anderer Stadt, aber so ganz sauber ist die Sache auch nicht. Denn in der Übergangsphase von den Märtyrern des frühen Christentums zu den Heiligen modernen Typs ging es ganz schön heiß her.


St Magnus in Kirkwall
 Lasst mich deshalb ein wenig ausholen und erst mal was über Magnus erzählen. Magnus Erlendsson war seines Zeichens Earl von Orkney, Märtyrer und Heiliger. Er kam 1075 als Sohn von Erlend Thorfinnsson zur Welt, der Orkney 1098 an Magnus III von Norwegen abgeben musste, für den der Neffe von Erlend, Haakon Paulsson den Thron (oder den Korbstuhl, oder was sie gerade da hatten) bestieg. Magnus diente unterdessen als skutilsvein am Hof von König Magnus. Dort machte er sich aber nicht so viele Freunde, weil er anstatt plündernd durch die Gegend zu ziehen lieber auf dem Schiff blieb und Psalmen sang.


Blick von der Kathedrale nach Osten
Deswegen wird auch keiner was dagegen einzuwenden gehabt haben, als er nach Orkney zurückkehrte und sich dort mit seinem Cousin Haakon die Regentschaft teilte. Wer sich jetzt denkt, dass das niemals gut gehen konnte, hat recht, aber es hat einige Jahre gedauert (bis 1115), bis es zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen den beiden kam. Und wie sich das zu der Zeit für echte Wikinger gehört hat, haben sie das bei einem Thing ausdiskutiert und beschlossen sich auf Egilsay zusammenzusetzen. Klarer Fall: Falle.
Haakon, der hier die Rolle des Bösewichts übernimmt, hat nämlich mehr als die vereinbarten zwei Schiffe mitgebracht, Magnus gefangen nehmen und mit einem Beilhieb auf den Kopf töten lassen.  

So weit so unheilig. Aber kaum war Magnus tot und begraben, ging es mit den Wundern los. Das karge Land um sein Grab herum fing plötzlich an zu blühen, Kranke wurden wieder gesund und ein Bischof, der das alles für Quatsch hielt, wurde so lange mit Blindheit geschlagen, bis er am Grab von Magnus betete. Das ganze Programm also, das man braucht, um heiliggesprochen zu werden.

Da man auch damals schon Ahnung von PR hatte, versprach Rögnvald Kali Kolsson, der Neffe von Magnus, die Kathedrale zu erbauen, als er Orkney für sich beanspruchte. (Nebenbei ließ er den gerade amtierenden Earl entführen und später hinrichten, was sicherlich auch geholfen hat.)
Und bis heute kann man hier mit St. Magnus punkten. Auch George Mackay Brown hat ein Buch über Magnus geschrieben und man kommt nicht an dem Mann vorbei, wenn man hier ist. 

Da wo heute die Häuser stehen war im 12. Jahrhundert noch das Meer.
Aber zurück zur Kathedrale. Mit ihrem Bau wurde wie gesagt 1137 begonnen und keine 300 Jahre später war man fertig. Aber obwohl man direkt auf ein Fundament aus Fels bauen konnte, hat man nach den ersten paar Jahrzehnten wohl ein wenig angefangen zu schludern, denn der "Neubau" im Westteil neigt sich immer mehr vom Rest der Kirche weg.
Weil die Kirche auf blankem Fels steht, war es auch nicht besonders einfach die Toten zu begraben. Im Sommer hat man deshalb die Türen offen gelassen und ein Gitter eingehängt, damit nicht die Hunde vom Geruch der stinkreichen Leichen angelockt wurden und man es in der Kirche einigermaßen aushalten konnte. Auch der Altarraum war durch einen Lettner abgetrennt, damit die Priester in Ruhe Gottesdienst feiern konnten, während die Laien sich im Kirchenschiff getroffen haben.

Apropros Kirchenschiff: Kirkwall begann direkt an der Kirche, die auch einen eigenen Bootsanleger hatte. Das, was heute die Fußgängerzone ist, gab es damals noch gar nicht.
Irgendwann hat man auch beschlossen den Boden neu zu machen, die Grabplatten vom Boden an die Wände verlegt und all die stinkenden alten Gerippe darunter aus der Kirche nach draußen in ein Massengrab verlegt. Ich kann mir gut vorstellen, wie danach irgendein trantütiger Bischof angerannt gekommen ist und wissen wollte, wo man denn die Gebeine von St. Magnus hinverlegt hat. Schulterzucken allerorten ...
Man hatte zwar das ein oder andere Stückchen des Heiligen nach Shetland oder anderswohin weggegeben, aber wo die Mehrheit der Knochen von Magnus abgeblieben sind, war in Vergessenheit geraten.

Und beinahe wäre es auch der Kirche schlecht ergangen. Im 17. Jahrhundert wurde sie schwer beschädigt, es regnete in den eh schon schiefen Westteil rein und die Kirche würde heute wohl so aussehen wie der Bischofspalast gleich nebenan, wenn nicht Sheriff George MacThoams Thoms of Aberlemno seinen letzten großen Auftritt gehabt hätte. Der gute Mann war ein wenig exzentrisch, zumindest haben das seine verhinderten Erben behauptet. Denn kann man noch ganz bei Trost sein, wenn man der Kirche ein Vermögen hinterlässt, was heute etlichen Millionen entspricht und seinen Angehörigen nur die Jagdwaffen, damit endlich echte Männer aus ihnen werden? Außerdem fand er es ein wenig unbefriedigend, dass er kein Clanchef war, ja noch nicht mal einem Clan angehörte, also gründete er kurzerhand seinen eigenen. Sagt man zumindest, den Clan MacThomas gibt es nämlich schon ein wenig länger. Noch nicht genug? Als Mann des Gesetzes hatte er auch einen ausgefeilten Bußgeldkatalog für seine Diener, sich selbst und sogar seine Katze! Aber er hatte Sinn für Humor, denn er ließ sich extra eine "Lachweste" mit elastischen Seitenteilen anfertigen. Hier gibt es einen zeitgenössischen Zeitungsartikel über Sheriff Thoms und wer will kann das alles ausführlich in "Mirth, Madness & St Magnus" nachlesen. Und noch eine Anekdote, die muss aber unter uns bleiben: Ein Teil seines Erbes ging nach Schottland, wo ein Ankleidezimmer für Frauen dafür gebaut werden sollte. Und genau dort sollte seine Urne aufgestellt werden, damit er auch nach dem Tod was zu sehen bekommt ...

Ich kann mir zwei Gründe vorstellen, warum er einen Narren an der Kathedrale gefressen hat: 
1. Sie ist ebenso versch(r)oben wie Sheriff Thoms.
2. Sie hat ihre eigene Arrestzelle (Marwick's Hole). Eingebaut in eine der Wände ist ein flaschenförmiger Raum, in den man von oben herabgelassen wurde, wenn man was verbrochen hatte. Das konnten schon solche Kleinigkeiten sein wie nicht regelmäßig in die Kirche gehen, also lasst euch nicht erwischen!

In diesem Loch saß im 17. Jahrhundert auch Jane Forsyth, eine mutmaßliche Hexe und sollte auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Zum Glück wurde sie rechtzeitig von ihrem todgeglaubten Geliebten gerettet und ins ferne Manchester gebracht, wo sie glücklich lebten, bis an ihr Ende. 
Achso: Warum man zu wissen glaubte, dass sie eine Hexe ist? Weil sie Unheil vorausgesehen hat, als ihr Geliebter raus zum Fischen gefahren ist und auf eigene Faust losgerudert ist um ein Fischerboot in Seenot zu retten. Na, wenn das mal nicht die perfekte Vorlage für einen Rosamunde Pilcher-Roman ist. Hmm ... vielleicht schreib ich den selber unter einem Pseudonym ...

Mein persönliches Highlight ist das Grab von Dr. John Rae.

The one and only John Rae mit seiner charakteristischen Frisur, Flinte und Shakespeare
Das Buch, das neben ihm liegt, ist übrigens nicht die Bibel oder ein Inuit-Wörterbuch, sondern Shakespeares Werke. Er hat sie überall mit sich herumgeschleppt und sicher wieder zurückgebracht. Heute liegt das Buch in Edinburgh, wer also nachschauen will, ob man Bissspuren von Eisbären findet, nur zu.

Gegenüber liegt William Balfour Baikie, ein Arzt, der 1854 mit einer Expedition in den Niger geschickt worden ist. Man kann hier seinen Bericht Narrative of an exploring voyage up the rivers Kwo'ra and Bi'nue (commonly known as the Niger and Tsádda) in 1854 nachlesen. Er muss ein Mann vom Schlag eines John Login gewesen sein und hat sich gegen den Sklavenhandel stark gemacht. Außerdem legte er den Grundstein dafür, dass Lokoja zu einer wichtigen Hafenstadt am Niger werden konnte. Nebenbei hat er sich auch noch als Sprachforscher und überhaupt universaler Gutmensch betätigt. Kein Wunder, dass er noch immer jedes Jahr anonym Geld für einen Blumenstrauß aus Afrika geschickt bekommt. Außerdem ist "Beke" in der Sprache der Igbo das Wort für "Weißer" und "Großbritannien" wird "Bekes Land" genannt.

Eine der Inschriften am Grab von William Balfour Baikie
Aber das ist noch längst nicht alles. In der Kirche kann man auch eine Sheela na gig bewundern, die sich zum Altar hin entblößt:

Sheela na gig an einer der Säulen
Und es gibt den Grabstein eines Tempelritters:

Grabplatte eines Templers mit Schwert auf der rechten Seite. Das Motiv in der Mitte wurde später hinzugefügt.
Der dazugehörige Steinsarg hat an der Seite einige seltsame Kerben, die davon kommen, dass Krieger ihre Schwerter daran geschärft haben, weil sie dachten, dass das Glück bringt.

Ansonsten findet man darin Gedenktafeln für "Haquinus filius Haquini, Rex Norvegiae", George Mackay Brown, Eric Linklater, die Opfer der durch ein deutsches U-Boot versenkten HMS Royal Oak (der Vorfall führte zur Errichtung der Churchill Barriers) und noch einiges mehr.


Wenn man schwindelfrei ist und das mit Unterschrift bestätigt, kann man sich eine Stunde lang durch das Gebälk der Kathedrale führen lassen und zusehen, wie die Uhr aufgezogen oder die Glocken gespielt werden.

Aber nochmal zurück zu St Magnus. 1917 entdeckte man bei Restaurierungsarbeiten eine hohle Stelle in einer der Säulen. Darin befand sich eine kleine Holzkiste mit Knochen und einem Schädel, der eine charakteristische Kopfwunde aufwies, die durch ein Beil verursacht wurde, so wie es in der Legende von St. Magnus beschrieben wurde.

Und in dieser Säule ruht er noch heute ...

Die Ruhestätte von St. Magnus. Links oben der von dunkleren Steinen eingefasste Stein mit dem Kreuz.