Montag, 30. September 2013

Die rauschenden Wälder von Orkney



Orkney: berühmt für seine ehrfurchtgebietenden Berge und die schier unendlichen Wälder. 

Gut, ich muss zugeben, dass ich hier ein wenig geflunkert habe, denn die Zeiten, in denen es hier hohe Gipfel und Bäume in Hülle und Fülle gab, sind lange vorbei. Die Eiszeit hat alles abgehobelt, was seinen Kopf zu weit rausgestreckt hat und nach der Eiszeit kamen die Menschen und haben geholfen die Vegetation nachhaltig zu verändern. Ich will nicht behaupten, dass sie alles so radikal abgeholzt haben, wie auf der Osterinsel, und das Klima hatte sicher auch weiterhin ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Aber irgendwann war’s vorbei mit den Bäumen.

Nur noch an wenigen Stellen konnten sich kleine Wälder halten, dafür findet man in Berriedale auf Hoy aber auch das nördlichste Waldgebiet der Britischen Inseln.

Aber ansonsten ist ganz Orkney von Gras- und Buschland besetzt. Ganz Orkney? Nein, denn überall dort, wo der Wind nicht ganz so unbarmherzig fegt, hören die dickköpfigen Baumliebhaber der Insel nicht auf dem Eindringling Widerstand zu leisten ...

Der bekannteste dieser Baumliebhaber ist wahrscheinlich Olav Dennison. Er ist vielleicht der einzige Bewohner der Insel, der von sich behaupten kann, dass er vor Ort unter Bäumen aufgewachsen ist. Das hat ihn wahrscheinlich geprägt und so hat er angefangen Schösslinge und junge Bäume zu sammeln. Als er dann die Bekanntschaft von Helen und Stephen Manson gemacht hat, die auf South Rolandsay einige Bäume gepflanzt hatten, schloss er sich dem harten Kampf gegen den Verbiss durch Kaninchen, trockene Sommer, strenge Winter und den unbarmherzigen Wind an. Daraus entstand, was heute als Olav's Wood bekannt ist.

Wer will, kann sich diese Arbeit so romantisch vorstellen wie in the man who planted trees, aber der Großteil von Orkney ist für Bäume einfach nicht geeignet. Allerhöchstens für Überlebenskünstler wie die, die am Slope Point in Neuseeland wachsen.

Trotzdem gab es nicht nur einzelne Enthusiasten, die immer wieder Bäume pflanzen. Das Orkney Woodland Project hat sich 15 Jahre lang um alle diesbezüglichen Fragen gekümmert bis es im April 2013 eingestellt wurde.


Fazit: Wenn du es baust, wird er kommen.

Dienstag, 24. September 2013

Tomb of The Eagles - der Traum eines jeden Hundes

16.000 Knochen. Ein Hund, der jeden Tag einen davon verbuddelt, könnte sich damit über 40 Jahre lang beschäftigen. Unsere neolithischen Vorfahren haben sich eindeutig länger damit beschäftigt und sie hielten es eher mit Vögeln als mit Hunden, wenn es um die Entsorgung ihrer Toten ging. Ein Beispiel dafür ist "The Tomb of The Eagles" (Isbister Chambered Cairn) auf South Ronaldsay.

Im alten Persien hat man große Türme gebaut, auf denen die Toten aufgebahrt wurden, damit Geier und andere Aasfresser ihre Knochen vom Fleisch säubern. Als netter Nebeneffekt haben die Chemikalien, die bei dieser Art der Verwesung entstehen, dafür gesorgt, dass die Türme nachts unheimlich geglüht haben.
Die Zoroastrier hatten es einfach drauf, was Begräbnisse anbelangt. Sie haben es übrigens als eine der ältesten Religionen immer noch drauf, aber ich schweife ab ...
Zurück zu Orkney.

Auch auf Orkney gab es einen ähnlichen Brauch. Es ist schon so irre lange her (um einiges mehr als 4.000 Jahre), dass sich selbst die ältesten Geier nicht mehr daran erinnern können, aber auch hier übergab man die Toten zunächst den wilden Tieren, bevor man ihre übrig gebliebenen Knochen in einer gemeinsamen Begräbnisstätte aufbewahrte. Man hat wahrscheinlich nirgendwo sonst in Westeuropa so viele Knochen von Steinzeitmenschen (es müssen über 330 sein) auf einem Haufen gefunden und da diese Begräbnisstätte auf Orkney außerdem unzählige rituell zerbrochene Gefäße enthielt, kann man als Archäologie hier nach Herzenslust puzzlen und allerhand über die Lebensbedingungen der Menschen und Tiere zu jener Zeit herausfinden.

Von einer weiteren Grabbeigabe hat der Ort auch seinen Namen. Es gab nämlich Skelette, bei denen man Adlerknochen und -krallen gefunden hat.
Besucher bekommen dazu noch einen netten Event-Bonus, weil sich die Grabstätte nur über einen schmalen Gang erreichen lässt, durch den man entweder kriecht oder sich auf einem Möbelhund hindurchzieht. Und damit habe ich den Kreis zum Anfang wieder formvollendet geschlossen. Über die Grabkammer der Adler und ihre Knochen wacht immer noch ein treuer Hund - wenn es auch nur ein Möbelhund ist.


Freitag, 20. September 2013

Kipper, der Frühstücksfisch

Meinen ersten Kipper hatte ich in Glencoe am Loch Leven. Der stand nämlich auf der Liste der Sachen, die wir zum Frühstück auswählen konnten. Wir hatten keine Ahnung was das ist und ich hab's einfach mal angekreuzt - und nicht bereut.

Kipper ist ein geräucherter Fisch, der vor dem Essen noch mal warm gemacht und mit Ei oder anderen Beilagen serviert wird. Wurde er kalt geräuchert sollte man ihn allerdings richtig warm machen, d.h. braten oder backen, damit man ihn sicher genießen kann, ansonsten weiß man ja nie was sich darin so alles tummeln könnte.

Kipper gibt's fast überall im Vereinigten Königreich als Frühstücksfisch und lustigerweise auch in Japan, wie mir Wikipedia verraten hat. Ja, wenn das so ist, dann muss ich da wohl auch mal hin ... ^__^


via Wikipedia (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kippers_at_Burton_Bradstock.jpg)



Montag, 2. September 2013

Spoots, die spuckenden Muscheln von Orkney


Die Schwertmuschel (Ensis ensis) hat eine Hauptrolle in einer Doku über Orkney von Mare TV und wurde im Spigel gewürdigt.

Mir völlig schnuppe, denn alles was ich will ist mindestens eines von diesen Viechern zu fangen und zu probieren. Denn sie sollen kurz gekocht mit Zitronensaft serviert einfach köstlich schmecken.

Bis jetzt habe ich drei Methoden gefunden, wie man diese Muscheln erwischt. Beide beginnen damit, dass man in den Voll- oder Neumondnächten in denen Ebbe herrscht nach einer 3stündigen Zeremonie, in der man die Ahnen im Tomb of Eagles um Jagdglück bittet, splitternackt im Rückwärtsgang über den Strand schleicht und alte Wikingersagas rezitiert in denen die "Kehlschneidermuschel" gepriesen wird.

Naja, zumindest so ähnlich. Rückwärtsgehen scheint tatsächlich eine gute Idee zu sein, denn wenn die Muscheln Erschütterungen spüren, graben sie sich tiefer ein. Wenn man also erst auf sie drauflatscht, kann man danach einen kleine Mulde im Sand sehen. Mit einem langen Messer und der richtigen Technik kann man sie dann aus dem Sand hebeln. Wahrscheinlich auch mit einer schnellen Schaufel, allerdings stell ich mir das als ziemliche Sauerei vor.

Methode 2 verwendet Salz. Hat man eine Vermutung, wo sich die Muscheln vergraben haben, lockt man sie mit Salz aus der Erde. Wie das geht sieht man in diesem Youtube-Video. Ich weiß noch nicht, ob ich das lustig oder ein wenig spookie finden soll ...



Möglichkeit 3: Man hat Glück. Die Muscheln sind nicht immer vergraben, sondern strecken auch mal ihr Auge raus, um sich die abwechslungsreiche Landschaft auf Orkney anzusehen. Und wenn sie davon völlig hypnotisiert sind, ist man eventuell schnell genug, um sie zu erwischen.

Achso: der Name Spoot ist mit "Spucken" verwandt, weil sie zu den Lamas unter den Meeresbewohnern gehören.