Donnerstag, 24. April 2014

Rousey, die Insel von Pharaoh Rolf

Auf Rousey haben wir uns zum ersten Mal den Kopf darüber zerbrochen, wovon die Leute auf diesen kleinen Inseln eigentlich leben. Sagen wir von den etwas über 200 Einwohnern sind 10 % Landwirte, 10 % in unerlässlichen Infrastruktureinrichtungen wie Schulen und Shops beschäftigt und 30 % Rentner. Und die andere Hälfte? Diese Frage konnten bzw. wollten uns auch die Einheimischen nicht beantworten, was nur einen Schluss zulässt: Auf Rousey muss man nicht arbeiten und die Leute dort wollen nicht, dass das publik gemacht wird.

Die Insel trägt auch den Namen "Ägypten des Nordens", d.h. dort liegen massenweise alte Herrscher mit reichhaltigen Grabbeigaben und Totenmasken aus massivem Gold herum. Wenn man mal nichts zu Beißen hat, muss man also nur ein wenig im Hinterhof graben und die Antiquitäten verkaufen.
Ach ja, wenn es doch nur so einfach wäre ...

Es gibt zwar an die 100 dokumentierte archäologische Stätten, aber erstens reichen die nicht ganz an Ägypten heran und wenn man dort was gefunden hat, dann hauptsächlich Steine, Knochen und Tonscherben.
Unsere Wanderung die Westküste lang führte uns als erstes zum "Taversöe Tuick Chambered Cairn"


Man muss sich folgende Szene nach der Fertigstellung des Cairns vorstellen: Zwei alte Bauern stehen nach dem Richtfest noch eine Weile beieinander und schütteln die Köpfe.
"Nee", sagt der eine "Diese moderne Architektur ist nichts für mich."
"Aber praktisch ist es schon", erwidert der andere. "Zwei Gräber übereinander, das spart eine Menge Platz."
Worauf sich der erste auf der Insel umsieht, die hauptsächlich für rituelle Zwecke genutzt wird und mit den Schultern zuckt. "Meinetwegen. Darüber können wir noch mal reden, wenn hier 1000mal so viele Leute liegen wie jetzt, aber bis dahin lass ich mich in Midhowe begraben."

Aus welchem Grund auch immer: In Taversöe wurden zwei Grabkammern übereinandergebaut, jeder mit einem separaten Eingang. Kein schlechter Einstieg, wenn man sich einen Überblick über die Baukunst der Jungsteinzeit verschaffen möchte.

Denn nicht weit davon entfernt hat man gleich Blackhammer: Langgestreckt, mit einer modernen Dachkonstruktion und ideal um sich unterzustellen, falls es mal regnet (rein hypothetisch, natürlich).



Und falls es wenig später wieder regnen sollte (was praktisch nie vorkommt), dann schaut man sich den Knowe of Yarso an:


Aber das eigentliche Highlight in Sachen Begräbniskultur ist Midhowe. In Midhowe steht ein gewaltiger Cairn mit Mauerwerk im Wellenmuster und daneben ein Broch mit zugehörigen Behausungen.


Man hat den Cairn in einen großen Schuppen gesteckt und kann über Laufstege von oben hineinschauen. Viel zu sehen gibt es zwar eigentlich nicht, aber allein die schiere Größe dieses Dings ist beeindruckend.

Vom Broch aus hat man einen guten Ausblick auf Eynhallow, die heilige Insel, von der man sich erzählt, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass dort
a) Touristen verschwunden sind
b) Fin-Folk in seine Heimat zurückgekehrt ist
c) man sich bei der Kontrolle der Passagiere auf der Fähre ein wenig verzählt hat.
Sehr mysteriös jedenfalls.

Wenn man von Rousey spricht, muss man eigentlich auch noch Egilsay und Wyre nennen. Egilsay, weil es eine wichtige Rolle in der religiösen Geschichte von Orkney gespielt hat (hier wurde St. Magnus ermordet) und Wyre, weil dort Cubbie Roo's Castle steht. Über den erzähle ich euch vielleicht ein andermal noch ein wenig mehr.

Aber ich bin mit Rousey noch gar nicht fertig. Hier gibt es natürlich auch ein paar gewaltige Steine, die in der Gegend herumstehen. Oder auch nicht. Der Yetnasteen macht sich nämlich zu Neujahr regelmäßig auf den Weg hinunter zum Lock of Scockness um dort zu trinken. Ein junger Kerl wollte mal sehen, ob das wirklich stimmt und hat sich auf dem Stein auf die Lauer gelegt. Am nächsten Tag hat man seine zerquetschten Überreste gefunden ...

Eigentlich wird es Zeit, dass irgendein einfallsloser Hollywood-Produzent einen schlechten Film daraus macht. Ich wüsste auch schon, einen Protagonisten dafür: Professor Gordon Childe, seines Zeichens Archäologe und bestimmt auch ganz gut im Umgang mit der Peitsche.