Mittwoch, 18. Dezember 2013

Nationalsport Ba'

Zu Weihnachten gehören besinnliche Spiele mit dazu, das wissen auch die Orkadier. Allerdings haben sie eine etwas andere Auffassung davon, was gut zu Weihnachten (bzw. Neujahr) passt.

Auf Orkney spielt man nämlich zu diesem Anlass Ba'. Einmal die Männer und einmal die Jungs bis 15. Das reicht dann aber auch wieder, denn darunter hat man sich so eine Art Massenrugby ohne überflüssiges Zeug wie Regeln oder Schiedsrichter vorzustellen. Zumindest gibt es einen richtigen Ball, obwohl ein Schafskopf oder ein Stein auch gut passen würden. Ziel ist es den Ba' in die eigene Siegzone zu bringen, d.h. eine bestimmte Hauswand bzw. das Hafenbecken.

Der mit Kork gefüllte Ball wiegt ca. 1,5 kg und wird zu Beginn des Spiels in die Menge geworfen, die aus Uppies (Leute aus der Südstadt von Kirkwall) und Doonies (die Nordstätter) besteht. Früher entschied der Geburtsort, heute gibt die Familientradition vor, wo man mitspielt.
Achso: Ich habe bewusst nicht "Mannschaft" geschrieben, denn mitmachen kann eigentlich jeder, der nicht zimperlich ist. Und er sollte bitteschön ein Einheimischer sein, denn wer sich für den Adrenalinkick auf die Hörner nehmen lassen will, der sollte nach Pamplona gehen. Gebrochene Rippen sind normal, aber die Erfahrung lehrt, wie man Ba' spielt, ohne dass es ständig zu schlimmen Verletzungen kommt.

Es stehen sich 150 Männer oder mehr auf jeder Seite gegenüber und dann geht das Geschiebe los. Abgesehen von der Kathedrale ist ganz Kirkwall das Spielfeld. Bevor es los geht, verbarrikadieren die Händler deshalb ihre Läden, alles was im Weg stehen könnte, wird aus der Stadt geräumt und sicherheitshalber überprüft man die Festigkeit der Dachziegel.

Erlaubt ist alles, um den Ball von A nach B zu bekommen

Es dauert um die 5 Stunden, bis der Ba' endlich sein Ziel erreicht hat, wie lang es tatsächlich dauert, kann man aber nicht vorhersagen.

Ihr wollt sehen, wie das aussieht? So sieht das aus:


Im Museum von Kirkwall gibt es eine Vitrine dazu.




Sonntag, 13. Oktober 2013

The Blackening

Bitte schaurige Orgelmusik, diesen berühmten Blitz-Sound und ein irres Lachen einblenden.


So, danke, dann können wir jetzt ja loslegen. Heute geht es um einen schaurigen Brauch, dem junge Ehemänner in spe auf Orkney ausgesetzt werden: THE BLACKENING!
Huhu ... gruselig ...

Hierzulande kennt man ja auch allerhand seltsame Dinge, die man mit Eheleuten anstellen kann, aber meist müssen die es entweder nach der Hochzeit ausbaden (Wohnung in Klopapier einpacken, Baum mit Klapperstorch im Garten aufstellen, usw.) oder wenn sie es nicht geschafft haben eine Frau / einen Mann zu bekommen, bis sie 30 sind (Treppenstufen putzen, etc.).

Aber auf Orkney ist man der Meinung, wenn da schon einer den Markt an jungen Frauen um ein Exemplar ärmer machen muss, dann soll er auch gefälligst dafür büßen.

Und das geht so: Die freunde des Ahnungslosen (zumindest was den Zeitpunkt anbelangt, denn es muss wohl jeder dran glauben) lauern ihm auf, reißen ihm die Klamotten vom Leib und übergießen ihn mit einem schwarzen Gebräu, das möglichst gut klebt und möglichst gut färbt. Dann wird er irgendwo auf einem fahrbaren Untersatz festgebunden und durch die Stadt gekarrt, bis man das Meer erreicht und er dort Sommers wie Winters "gewaschen" wird. Ach so: Und man macht natürlich einen Haufen Lärm dabei.

Wieder ein gefundenes Fressen für einen Volkskundler wie mich, schließlich gibt es hier einige Themen, die zusammenkommen: Erstens das Übergangsritual. Das kennt man aus anderen Gruppen, bei denen die Neulinge erstmal durch den Dreck gezogen werden oder jeden Scheiß mitmachen müssen, bevor sie mitmachen dürfen. Hier läuft's ein wenig anders, denn das Jungrudel verstößt den Abtrünnigen (durch Teeren und Federn).
Krach machen: Eh klar. Je mehr Krach, desto besser. Ist eine Grundregel.
Im Meer versenken: Hier könnte man sich auf alte Waschungsriten beziehen, aber ich tippe eher auf die Mafia, nur dass man den Zement weglässt.

Und wer darf die Sauerei danach wieder wegmachen? Die Frau, ist ja eh klar ...

Gibt's eigentlich auch ein Gegenstück für zukünftige Bräute? Mit Parfüm und Schminke übergießen vielleicht? Ich mein ja nur so als Anregung. Ach so, nö, die machen das Gleiche auch mit Frauen. Alles klar ...

Montag, 7. Oktober 2013

Up Helly Aa - Karneval meets Wagner



Up Helly Aa ist ein Feuerspektakel / Fest / Faschingsumzug auf Shetland, das Monty Pythons „Die Ritter der Kokosnuss“ entstiegen zu sein scheint. Immer am letzten Dienstag im Januar (außer es ist gerade Krieg, die Grippe ausgebrochen oder ein Regierungsoberhaupt gestorben) rotten sich die Eingeborenen der Insel (beim Festival Guizer genannt) in Wikinger- und anderen Kostümen zusammen, um gemeinsam mit ihrem Jarl den Nachbau eines Langboots nach Walhalla zu schicken.

Und darüber können sämtliche Klöster an den Küsten Englands und Frankreichs heilfroh sein, denn wenn die Kerle da oben weniger pyromanisch und mehr kleptomanisch veranlagt wären, dann könnten sie inzwischen mit einer Flotte von über 90 Langbooten auf Beutefang gehen.
Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, auf welcher strategischen Goldgrube sie da oben sitzen. Langboote + kompakte Shetlandponys = perfekte Voraussetzungen für Hit & Run zu Wasser und an Land.
Und auch touristisch wird das Ganze zum Glück noch nicht übermäßig ausgeschlachtet, aber wehe wenn jemand auf den Trichter kommt, dass man mit „burn your own ship“- Bastelsets aus Balsa viel Geld verdienen kann.

Überhaupt bietet die Kombination von Feuershow + Militärparade + Wikingerfest tausende Möglichkeiten, wie man alle vom Reenactor bis zum kölschen Jeck, der net genuch von de Kaarneval krieschen kann, glücklich macht. Es wird gegessen und gesungen, getrunken und getanzt. Der darauf folgende Mittwoch ist übrigens klugerweise ein Feiertag und ich möchte wetten, dass die Geburtenrate auf Shetland Ende November besonders hoch ist.

Aber genug herumgeblödelt, als alter Volkskundler muss ich hier natürlich noch ein wenig was über Objektivationen und Subjektivationen, emisch und etisch und so weiter erzählen, damit ihr was lernt. Wie bei allen Traditionen, die sich auf etwas beziehen, was sehr alt ist (in dem Fall die Wikinger) darf man nichts glauben, was einem da so erzählt wird. Skandinavisches Kulturerbe ehren, den Winter vertreiben, heidnische Bräuche wiederaufleben lassen: alles Quatsch.
Meist beginnt so was mit irgendwelchen Jungs, denen langweilig ist. In Lerwick junge Burschen, die angeblich brennende Teerfässer durch die Gassen gerollt/gezogen haben, was die Stadtoberen gar nicht so lustig fanden. Vielleicht hat sich deshalb ein schlauer Kopf gedacht: Geben wir ihnen doch was zu tun und lassen sie den Winter über was Großes bauen, sagen wir ein Wikingerschiff. Das können sie dann meinetwegen vor der Stadt verbrennen, da stört das keinen. Gesagt, getan und jetzt machen sie das nachweislich schon seit 1906.

Außerdem gibt es so ein paar entlarvende Hinweise, auf denen Volkskundler gerne herumreiten: Es dürfen nur Männer mitmachen. Sie halten dabei lange Fackeln (Phallussymbole) in der Hand, die sie in ein an beiden Enden spitz zulaufendes Langboot (Vaginasymbol) werfen. Viele verkleiden sich dabei als Frauen oder schleppen Sexpuppen mit. Und dann die Doppeläxte und die Ausstattung der Wikinger, die Richard Wagner auch nicht besser hinbekommen hätte: Helme mit Rabenfedern, blitzendes Chrom und martialische Tierfelle wohin man auch schaut. Harr harr! Einen guten Schuss Bier und Wiski darüber gießen, ein paar Spottverse auf Politiker und Funktionäre dichten und schon ist die Abendunterhaltung perfekt.

Wer es lieber eine Ecke kleiner und „authentischer“ haben möchte, der wird zum Beispiel beim „Burning the clavie“ fündig, allerdings ohne Wikinger. Oder ihr startet euer eigenes Feuerfestival. Es muss ja nicht gleich Burning Man sein, aber Krach machen + Essen + sich bewegen + irgendwas anzünden geht im Winter immer.

Ich hab übrigens keine Ahnung, was "Up Helly Aa" bedeuten soll. Hat jemand einen Vorschlag?

Von http://www.flickr.com/photos/vickyb/5393133253/sizes/o/in/photostream/

Der Guizer Jarl. Im Hintergrund die "Bill" mit Anweisungen und ordentlich Spott
von http://www.flickr.com/photos/colemic/2237449542/sizes/o/in/photostream/


Der Jarl und sein Boot vor dem Start nach Walhalla
von http://www.flickr.com/photos/islandsofthemind/4311625304/sizes/o/in/photostream/


von http://www.flickr.com/photos/colemic/2236637615/sizes/o/in/photostream/


Montag, 30. September 2013

Die rauschenden Wälder von Orkney



Orkney: berühmt für seine ehrfurchtgebietenden Berge und die schier unendlichen Wälder. 

Gut, ich muss zugeben, dass ich hier ein wenig geflunkert habe, denn die Zeiten, in denen es hier hohe Gipfel und Bäume in Hülle und Fülle gab, sind lange vorbei. Die Eiszeit hat alles abgehobelt, was seinen Kopf zu weit rausgestreckt hat und nach der Eiszeit kamen die Menschen und haben geholfen die Vegetation nachhaltig zu verändern. Ich will nicht behaupten, dass sie alles so radikal abgeholzt haben, wie auf der Osterinsel, und das Klima hatte sicher auch weiterhin ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Aber irgendwann war’s vorbei mit den Bäumen.

Nur noch an wenigen Stellen konnten sich kleine Wälder halten, dafür findet man in Berriedale auf Hoy aber auch das nördlichste Waldgebiet der Britischen Inseln.

Aber ansonsten ist ganz Orkney von Gras- und Buschland besetzt. Ganz Orkney? Nein, denn überall dort, wo der Wind nicht ganz so unbarmherzig fegt, hören die dickköpfigen Baumliebhaber der Insel nicht auf dem Eindringling Widerstand zu leisten ...

Der bekannteste dieser Baumliebhaber ist wahrscheinlich Olav Dennison. Er ist vielleicht der einzige Bewohner der Insel, der von sich behaupten kann, dass er vor Ort unter Bäumen aufgewachsen ist. Das hat ihn wahrscheinlich geprägt und so hat er angefangen Schösslinge und junge Bäume zu sammeln. Als er dann die Bekanntschaft von Helen und Stephen Manson gemacht hat, die auf South Rolandsay einige Bäume gepflanzt hatten, schloss er sich dem harten Kampf gegen den Verbiss durch Kaninchen, trockene Sommer, strenge Winter und den unbarmherzigen Wind an. Daraus entstand, was heute als Olav's Wood bekannt ist.

Wer will, kann sich diese Arbeit so romantisch vorstellen wie in the man who planted trees, aber der Großteil von Orkney ist für Bäume einfach nicht geeignet. Allerhöchstens für Überlebenskünstler wie die, die am Slope Point in Neuseeland wachsen.

Trotzdem gab es nicht nur einzelne Enthusiasten, die immer wieder Bäume pflanzen. Das Orkney Woodland Project hat sich 15 Jahre lang um alle diesbezüglichen Fragen gekümmert bis es im April 2013 eingestellt wurde.


Fazit: Wenn du es baust, wird er kommen.

Dienstag, 24. September 2013

Tomb of The Eagles - der Traum eines jeden Hundes

16.000 Knochen. Ein Hund, der jeden Tag einen davon verbuddelt, könnte sich damit über 40 Jahre lang beschäftigen. Unsere neolithischen Vorfahren haben sich eindeutig länger damit beschäftigt und sie hielten es eher mit Vögeln als mit Hunden, wenn es um die Entsorgung ihrer Toten ging. Ein Beispiel dafür ist "The Tomb of The Eagles" (Isbister Chambered Cairn) auf South Ronaldsay.

Im alten Persien hat man große Türme gebaut, auf denen die Toten aufgebahrt wurden, damit Geier und andere Aasfresser ihre Knochen vom Fleisch säubern. Als netter Nebeneffekt haben die Chemikalien, die bei dieser Art der Verwesung entstehen, dafür gesorgt, dass die Türme nachts unheimlich geglüht haben.
Die Zoroastrier hatten es einfach drauf, was Begräbnisse anbelangt. Sie haben es übrigens als eine der ältesten Religionen immer noch drauf, aber ich schweife ab ...
Zurück zu Orkney.

Auch auf Orkney gab es einen ähnlichen Brauch. Es ist schon so irre lange her (um einiges mehr als 4.000 Jahre), dass sich selbst die ältesten Geier nicht mehr daran erinnern können, aber auch hier übergab man die Toten zunächst den wilden Tieren, bevor man ihre übrig gebliebenen Knochen in einer gemeinsamen Begräbnisstätte aufbewahrte. Man hat wahrscheinlich nirgendwo sonst in Westeuropa so viele Knochen von Steinzeitmenschen (es müssen über 330 sein) auf einem Haufen gefunden und da diese Begräbnisstätte auf Orkney außerdem unzählige rituell zerbrochene Gefäße enthielt, kann man als Archäologie hier nach Herzenslust puzzlen und allerhand über die Lebensbedingungen der Menschen und Tiere zu jener Zeit herausfinden.

Von einer weiteren Grabbeigabe hat der Ort auch seinen Namen. Es gab nämlich Skelette, bei denen man Adlerknochen und -krallen gefunden hat.
Besucher bekommen dazu noch einen netten Event-Bonus, weil sich die Grabstätte nur über einen schmalen Gang erreichen lässt, durch den man entweder kriecht oder sich auf einem Möbelhund hindurchzieht. Und damit habe ich den Kreis zum Anfang wieder formvollendet geschlossen. Über die Grabkammer der Adler und ihre Knochen wacht immer noch ein treuer Hund - wenn es auch nur ein Möbelhund ist.


Freitag, 20. September 2013

Kipper, der Frühstücksfisch

Meinen ersten Kipper hatte ich in Glencoe am Loch Leven. Der stand nämlich auf der Liste der Sachen, die wir zum Frühstück auswählen konnten. Wir hatten keine Ahnung was das ist und ich hab's einfach mal angekreuzt - und nicht bereut.

Kipper ist ein geräucherter Fisch, der vor dem Essen noch mal warm gemacht und mit Ei oder anderen Beilagen serviert wird. Wurde er kalt geräuchert sollte man ihn allerdings richtig warm machen, d.h. braten oder backen, damit man ihn sicher genießen kann, ansonsten weiß man ja nie was sich darin so alles tummeln könnte.

Kipper gibt's fast überall im Vereinigten Königreich als Frühstücksfisch und lustigerweise auch in Japan, wie mir Wikipedia verraten hat. Ja, wenn das so ist, dann muss ich da wohl auch mal hin ... ^__^


via Wikipedia (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kippers_at_Burton_Bradstock.jpg)



Montag, 2. September 2013

Spoots, die spuckenden Muscheln von Orkney


Die Schwertmuschel (Ensis ensis) hat eine Hauptrolle in einer Doku über Orkney von Mare TV und wurde im Spigel gewürdigt.

Mir völlig schnuppe, denn alles was ich will ist mindestens eines von diesen Viechern zu fangen und zu probieren. Denn sie sollen kurz gekocht mit Zitronensaft serviert einfach köstlich schmecken.

Bis jetzt habe ich drei Methoden gefunden, wie man diese Muscheln erwischt. Beide beginnen damit, dass man in den Voll- oder Neumondnächten in denen Ebbe herrscht nach einer 3stündigen Zeremonie, in der man die Ahnen im Tomb of Eagles um Jagdglück bittet, splitternackt im Rückwärtsgang über den Strand schleicht und alte Wikingersagas rezitiert in denen die "Kehlschneidermuschel" gepriesen wird.

Naja, zumindest so ähnlich. Rückwärtsgehen scheint tatsächlich eine gute Idee zu sein, denn wenn die Muscheln Erschütterungen spüren, graben sie sich tiefer ein. Wenn man also erst auf sie drauflatscht, kann man danach einen kleine Mulde im Sand sehen. Mit einem langen Messer und der richtigen Technik kann man sie dann aus dem Sand hebeln. Wahrscheinlich auch mit einer schnellen Schaufel, allerdings stell ich mir das als ziemliche Sauerei vor.

Methode 2 verwendet Salz. Hat man eine Vermutung, wo sich die Muscheln vergraben haben, lockt man sie mit Salz aus der Erde. Wie das geht sieht man in diesem Youtube-Video. Ich weiß noch nicht, ob ich das lustig oder ein wenig spookie finden soll ...



Möglichkeit 3: Man hat Glück. Die Muscheln sind nicht immer vergraben, sondern strecken auch mal ihr Auge raus, um sich die abwechslungsreiche Landschaft auf Orkney anzusehen. Und wenn sie davon völlig hypnotisiert sind, ist man eventuell schnell genug, um sie zu erwischen.

Achso: der Name Spoot ist mit "Spucken" verwandt, weil sie zu den Lamas unter den Meeresbewohnern gehören.

Montag, 26. August 2013

Ork-ney? Orkn-eyar? Orks? Eber? Seehunde?

Bis einer eine Zeitmaschine erfindet oder einen keltischen Atlas entdeckt, werden wir wohl nie erfahren, woher der Name "Orkney" kommt - also nie.

Man weiß allerdings, dass Orkney nach der letzten Eiszeit neben all den unbenannten Steinzeitstämmen zuletzt auch ein Völkchen beherbergt hat, das man "die Kelten" nennt. Die hatten mit den Festlandskelten zwar wahrscheinlich ebenso viel gemeinsam wie die heutigen Orkadier mit dem durchschnittlichen Großbriten, aber immerhin könnte es sein (sagen Linguisten), dass ihr Stammesname was mit "ork / orc" zu tun hatte, was so viel wie "junges männliches Wildschwein" bedeutet. Also wäre Orkney "die Inselgruppe des Stammes, der nach einem jungen männlichen Wildschwein benannt ist". Klingt total bescheuert, oder? Würdet ihr euren Heimatort so nennen?

Bild von http://www.flickr.com/photos/apes_abroad/with/4596032528/


Gut, nun ist allgemein bekannt, dass sich Orks wie Wildschweine benehmen und solche Benennungen nach Tieren nicht ungewöhnlich waren, aber ich würde die Kelten einfach mal außen vorlassen und um das Jahr 800 herum einsteigen, um die Frage zu beantworten, warum die Inseln Orkney heißen. Um diese Zeit rum haben sich die Wikinger auf Orkney niedergelassen.
Nein, das ist nicht ganz richtig. "Wikinger" heißt ja nichts anderes als "Leute auf Seereise", also kann man Menschen, die sich häuslich niedergelassen haben, nicht als Wikinger bezeichnen. Sagen wir statt dessen einfach, dass die Germanen aus dem Norden angekommen sind.

Ein Germane aus dem Norden mit seiner Frau.
Bild von http://www.flickr.com/photos/vorderstrasse/


Und die nannten die Inseln "Seehundinseln" also "Orkn-eyar". Ob da wirklich so viele Seehunde waren oder ob sie einfach die vorhandene Bezeichnung der Inseln übernommen und umgedeutet haben, kann man nicht mehr sagen, aber egal welche Version jetzt stimmt: Auf Orkney muss es in der Vergangenheit tierisch hoch hergegangen sein ...

Bild von http://www.flickr.com/photos/marfis75/with/4721821857/

Ach und wer sich für Namensforschung interessiert, der kann sich mal in die Herkunft der Bezeichnung Shetland vertiefen, denn da kommen noch die Picten (die Bilder-Leute, die sich wahrscheinlich ganz anders nannten) mit ins Spiel und es wird wirklich abgefahren ...