Dienstag, 24. September 2013

Tomb of The Eagles - der Traum eines jeden Hundes

16.000 Knochen. Ein Hund, der jeden Tag einen davon verbuddelt, könnte sich damit über 40 Jahre lang beschäftigen. Unsere neolithischen Vorfahren haben sich eindeutig länger damit beschäftigt und sie hielten es eher mit Vögeln als mit Hunden, wenn es um die Entsorgung ihrer Toten ging. Ein Beispiel dafür ist "The Tomb of The Eagles" (Isbister Chambered Cairn) auf South Ronaldsay.

Im alten Persien hat man große Türme gebaut, auf denen die Toten aufgebahrt wurden, damit Geier und andere Aasfresser ihre Knochen vom Fleisch säubern. Als netter Nebeneffekt haben die Chemikalien, die bei dieser Art der Verwesung entstehen, dafür gesorgt, dass die Türme nachts unheimlich geglüht haben.
Die Zoroastrier hatten es einfach drauf, was Begräbnisse anbelangt. Sie haben es übrigens als eine der ältesten Religionen immer noch drauf, aber ich schweife ab ...
Zurück zu Orkney.

Auch auf Orkney gab es einen ähnlichen Brauch. Es ist schon so irre lange her (um einiges mehr als 4.000 Jahre), dass sich selbst die ältesten Geier nicht mehr daran erinnern können, aber auch hier übergab man die Toten zunächst den wilden Tieren, bevor man ihre übrig gebliebenen Knochen in einer gemeinsamen Begräbnisstätte aufbewahrte. Man hat wahrscheinlich nirgendwo sonst in Westeuropa so viele Knochen von Steinzeitmenschen (es müssen über 330 sein) auf einem Haufen gefunden und da diese Begräbnisstätte auf Orkney außerdem unzählige rituell zerbrochene Gefäße enthielt, kann man als Archäologie hier nach Herzenslust puzzlen und allerhand über die Lebensbedingungen der Menschen und Tiere zu jener Zeit herausfinden.

Von einer weiteren Grabbeigabe hat der Ort auch seinen Namen. Es gab nämlich Skelette, bei denen man Adlerknochen und -krallen gefunden hat.
Besucher bekommen dazu noch einen netten Event-Bonus, weil sich die Grabstätte nur über einen schmalen Gang erreichen lässt, durch den man entweder kriecht oder sich auf einem Möbelhund hindurchzieht. Und damit habe ich den Kreis zum Anfang wieder formvollendet geschlossen. Über die Grabkammer der Adler und ihre Knochen wacht immer noch ein treuer Hund - wenn es auch nur ein Möbelhund ist.


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