Freitag, 31. Januar 2014

Up Helly Aa und Shetland an sich

Man reist in ferne Länder um exotische Dinge zu essen, unpraktische Bauten anzuschauen, in denen man selbst niemals wohnen wollen würde und um Bräuche zu erleben, die man hierzulande im Strafrecht oder zumindest auf der roten Liste des TÜV finden würde.
In Deutschland wäre Up Helly Aa nämlich sowas von verboten. Gut, es ist besser als brennende Teerfässer durch die Straßen zu rollen, wie die das früher in Lerwick gemacht haben. aber hallo? Eine Horde von Männern, die als Wikinger verkleidet zu Marschmusik mit Fackeln in den Händen durch die Innenstadt laufen und danach unter dem jolendenden Beifall der Zuschauer auf einem Spielplatz ein Schiff verbrennen?

Aber klar doch, was denn sonst?

Bei uns gab es auch mal so was ähnliches, aber die Nazis haben es gründlich verkackt und uns noch für die nächsten 200 Jahre den Spaß an solchen Veranstaltungen verdorben. Denn verkleidet und mit Fackeln durch die stürmische Nacht marschieren macht tierisch Spaß und kann völlig harmlos sein, wenn man es wie die Shetten (Shetties? Shettländer?) macht.

Aber auch auf Shetland ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Ausgerechnet bei der Feuerwehr gab es Stunk, weil sich ein paar der Wikinger in Spe geweigert haben ihre sprießenden Bärte abzuschneiden. Und weil deshalb der Atemschutz nicht mehr vorschriftsmäßig saß, durften die noch nicht mal mehr ausrücken, um eine Katze vom Baum zu retten.
Verstehe ich nicht. Wer es einen Abend lang in den Abgasen von 900 Fackeln aushält, die wahrscheinlich ungefiltert mit dem Zeug getränkt wurden, das BP aus dem Brent-Ölfeld holt, der braucht keinen Atemschutz... Meine Meinung.

Ich hingegen hätte durchaus einen brauchen können. Angeblich war das seit Jahrzehnten das windigste, kälteste und beste Up Helly Aa und ich werde noch ein paar Tage nach Rauch stinken. Zumindest konnte ich den meisten Funken ausweichen, aber nächstes Mal mache ich es so wie die Guizers und nehme eine Taucherbrille mit.
Und ich hab jetzt auch eine Vorstellung davon, wie es aussehen muss, wenn eine Stadt brennt. Ungefähr so:


Der Höhepunkt war aber natürlich das Verbrennen der "Galeere". Hier die kleine Version, denn auch die Jungs dürfen schon Wikinger spielen:


Aber einfach nur Abfackeln ist nicht. Wer in der Jarl Squad sein will, muss es rundum drauf haben. Er sollte wenn möglich am Boot mitbauen, einen mächtigen Bart haben, genügend Geld für das beeindruckende Kostüm haben und ach ja, singen müssen sie auch alle können. Hier der Up Helly Aa Song. Ich bitte bei Gelegenheit um einen Heavy-Metal-Remix, das Ding ist schon ein wenig eingestaubt:



Aber kämpfen können sie nicht. Ihre Äxte und Schilde haben sie nur zur Zierde. Als ich einem der Wikinger seine Axt weggenommen habe, hat er gleich Angst gekriegt. Hier der Beweis:

 
Verständlich, ich kann schließlich ein ziemlicher Berserker sein:


Ach und auch wenn euch der wahrscheinlich nichts sagt, im Museum ist mir Neil Oliver über den Weg gelaufen.

Mit dem hätte ich mich eigentlich über so tolle Orte auf Shetland wie Jarlshof austauschen können. Dort, am südlichen Ende von Shetland hat Sir Walter Scott sich von den Ruinen des Herrenhauses, das Earl Robert oder Earl Patrick auf den Ruinen eines Mittelalterlichen Bauernhofes errichtet hat, der auf den Ruinen eines Langhauses der Wickinger stand, das diese auf den Ruinen von piktischen Häusern gebaut haben, die wiederum auf den Resten von mehreren Steinzeitsiedlungen standen, für "der Pirat" inspirieren lassen.
Wir wurden bei unserem Besuch etwas eingegraupelt, aber in den Wheelhouses und dem Broch war es windstill und fast gemütlich.

Brochs sind übrigens Gebäude aus der Steinzeit, die aussehen wie Kühltürme. Von unserer Unterkunft aus konnten wir den Broch von Mousa sehen (wenn es mal zwischendurch für 5 Sekunden aufgehört hat zu regnen), der mit seinen 13 Metern der am besten erhaltene überhaupt ist. Trotzdem weiß keiner so genau, wozu die Dinger gut waren. Richtig wohnen konnte man in den fensterlosen Dingern nicht und zur Verteidigung ... naja, ich weiß nicht ... Einigen wir uns einfach auf "irgendwas mit Kult".
Das hat in der Steinzeit schließlich jeder Hipster gemacht, der gerade mit der Uni fertig geworden ist. Vor dem Clickimin Broch gibt es falls Ihr mir nicht glaubt als Beleg eine kleine Prozessionsstraße und zwei in einen Stein gemeißelte Fußabdrücke, die irgendwas mit uralten Krönungszeremonien zu tun haben sollen. Ein Schwert im Stein wär mir lieber gewesen ...

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